Category Archives: Designer im Fokus

Verrückte Kleider – Abstraktion Pur!

Mit der Modernen Zeit hat sich vieles Verändert. Die Erneuerung schuf viele Trends, so war es bei Schuhen, Kleidung usw. Die Stylewelt wäre langweilig geworden ohne Künstler die auch mal etwas verrücktes, ausgefallenes kreieren und damit Erfolg haben. Wir wollen uns heute solche Abstraktionen einmal bei Kleidern anschauen und sehen, wie die neuen Schöpfungen ankommen und uns gefallen. Wichtig ist auch die Frage ob der Designer eventuell das Potenzial mit seinem Kleid hat etwas ganz großes zu werden, einen aktuellen Trend zu schaffen.

Also dann, lets go:

Für mich eindeutig ein ausgefallenes Kleid, welches von der Designerin Venera Arapu kreiert wurde. Sie entwirft als selbstständige Designerin in Bukarest ihre Kleider.
Das Kleid hat die französische Bezeichnung Trompe l'oeil, vermütlich da es starke Ähnlichkeiten zu einem richtigen Trompe l'oeil aufweist, welches ein illusionistisches Gemälde ist, was Aufgrund seiner brillianten perspektivischen Darstellung eine nicht vorhandene Räumlichkeit erschafft.

Das Kleid lässt ja beim ersten hinsehen auch eine solche Beschaffenheit auf, dass man denkt die Frau hätte eine Jeans und ein Top an. Das Kleid ist aus Seide gefertigt und ich denke die Verarbeitung des Kleides sieht auch ansprechend aus. Das Kleid hat einen Bateau Ausschnitt und ist von vorn und von hinten bedruckt. Der Preis des Kleides beträgt 426.00 Euro.

Hier der Link zum Stück:

Das nächste Kleid ist aus dem Label von Dean an Dan Caten, den Gründern von DSQUARED². Schon Stars wie Rihanna oder Justin Timberlake trugen die Klamotten von DSQUARED² dementsprechend ist das Kleid auch ziemlich teuer. Stolze 1730.00 Euro kostet das Kleid. Das Kleid erscheint erst am 31. März was bedeutet das es erst mal nur vor zu bestellen ist.
Der Artikel ist aus Nappaleder gefertigt, sieht für mich jedoch nicht wirklich nach einem Abendkleid aus, eher nach einem Dessous, da das Kleidchen sehr knapp geschnitten ist. Der Reißverschluss geht zu beiden Richtungen. Hergestellt wurde das Kleid übrigens in Italien.

Der Link zum Kleid:

Nun noch ein Beispiel für ein untypisches Kleid in dem Sinne. Das drapierte Seiden Satin Kleid vom belgischen Designer Haider Ackermann, im Grausilberton gehalten mit individuellem Schnitt
und etwas schleppenähnlichem das aber auch als Schalersatz benutzt wird. Der Abschluss des Kleides ist etwas unterhalb des Knies um den Bauch ist eine massive Schnalle angebracht, das Kleid hat kein Ausschnitt und keine Fütterung. Es ist vermutlich für eine Abendgala gedacht. Der Kaufpreis des Kleides beträgt aktuell 1054.00 Euro.

Sarah Burton für Alexander McQueen im Herbst/Winter

Die diesjährige Pariser Modewoche war mal wieder das Mekka für alle Modejünger Europas und den Rest der Welt. Die angereiste Presse war genauso zahlreich vertreten wie die berühmten Liebhaber der internationalen Mode. Neben Chanel, Miu Miu, Valentino und Co. war natürlich auch das Label Alexander McQueen mit von der Partie. Da Alexander McQueen im Jahre 2010 auf tragische Weise ums Leben kam, übernahm nach seinem Tod die umtriebige und super talentierte Designerin Sarah Burton das Zepter der Marke. Als Nachfolgerin von McQueen hat sich Sarah Burton bereits einen großen Namen gemacht. In der britischen Presse wird sie für ihre kreativen Ideen und ihre Bodenständigkeit gefeiert. In den letzten Jahren konnte sie außerdem fast jeden Modepreis abräumen, den das Business zu bieten hat.

Mit ihrer Kollektion für Herbst/Winter 2013/2014 zeigte sie, wieso sie all die Aufmerksamkeit und Anerkennung verdient hat. Ganz im Sinne Alexander McQueens designte sie extravagante Mode, die dem Namen der Marke alle Ehre macht. Ihre Kollektion war vielleicht die kreativste und kritischste der Pariser Fashion Week 2013. Thema waren historische Kostüme, Religion, Kirche und Autorität. An dieser Kollektion war wirklich fast alles Haute Couture. Besonders herausragend waren die Spitzenkleider, die aufwendig bearbeitet wurden und einen weiten Reifrock besitzen. Bei Alexander McQueen wurde speziell darauf geachtet, dass viel Pomp und Opulenz in der Kollektion auftaucht. Das zeigte sich nicht nur in der Weite der Röcke, sondern wurde auch durch die edlen Materialien zum Ausdruck gebracht. Manche der kostümartigen Kleider waren komplett mir Perlen besetzt. Es ist anzunehmen, dass sich dies nicht nur im Preis der Kleider widerspiegeln wird, sondern den Näherinnen des Hauses eine wahnsinnige Arbeitet bereitet haben wird.

Wer kein Fan von Perlen ist, der wird sich vielleicht von den See-Through-Stücken der Kollektion angesprochen fühlen. Die transparenten Stücke sind super edel verarbeitet und erzeugen einen interessanten Gegensatz. Einerseits wirken die Kleider als seien sie direkt aus dem Absolutismus entsprungen, der für seine engen gesellschaftlichen Schranken und die Prüderie bekannt war, anderseits ist die Transparenz der Stücke einfach super feminin und sexy. Bei diesen Kleidern trifft sich der Look der Tänzerin, mit dem des Adels und der Aristokratie. Wer die Kollektion im Ganzen gesehen hat, der wird sich wohl am ehesten an den „Gesichtsschutz“ der Models erinnern. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das Perlennetz, dass die Models um den Kopf trugen, wirklich ein Schutz sein sollte oder doch eher ein Käfig. Zwar wirkt dieses sehr getragen und royal, aber es verbirgt das Gesicht und symbolisiert eine gewisse Unfreiheit. Es ist mir nicht ganz klar, was Sarah Burton damit zum Ausdruck bringen wollte, aber ich denke, dass der Konflikt zwischen Reichtum und Standesgesellschaft und der Freiheit herausgearbeitet werden sollte.

Was Sarah Burton höchstwahrscheinlich nicht wusste, war, dass sich in England ein neuerlicher Missbrauchsskandal im Zusammenhang mit britischen Priestern anbahnen sollte. Ihre Kollektion, die sich kritisch mit den Figuren des Klerus auseinandersetzte, wurde dadurch noch viel aktueller. Sarah Burton, die diese Kollektion hochschwanger kreiert hat, hat zwar nur 10 Stücke auf den Laufsteg gebracht, aber diese haben es in sich. Sie verkörpern den Geist von Alexander McQueen und bieten Stoff zum diskutieren und zum philosophieren. Sehr spannend bleibt, dass sich Sarah Burton mit ihrer Kollektion kaum an der Mode der neuen Saison orientiert. Alle Trends, die wir bei den Designern der diesjährigen Pariser Fashion Week gesehen haben – seien es Reptilienleder, knallige Farben oder oversized Fashion, schienen Sarah Burton nicht zu interessieren. Wundervoll, dass sie uns als eine der wenigen Designerinnen etwas völlig anderes gezeigt hat und somit darauf hinweist, dass es am Ende des Tages nicht nur darauf ankommt, Mode zu machen, die sich verkaufen lässt, sondern auf die Freiheit des Geistes und die kreative Arbeit.

Frida Weyer – Abendkleider mit besonderem Stil

Frida Weyer hat mit ihren wunderschönen Abendkleidern frischen Wind in die deutsche Modeszene gebracht. Als junge Designerin mit abgeschlossenem Studium in Berlin gewann sie so manchen renommierten Nachwuchspreis: den Premium Young Designers Award (2008), Designer for Tommorow by Peek&Cloppenburg und den Mercedes-Benz-Fashion-Week Berlin- Award. Das brachte ihr nicht nur Ansehen in der Modewelt, sondern erhaschte die Aufmerksamkeit der renommierten Presse und angesehenen Modekritikern. Egal ob Frankfurter Allgemeine Zeitung oder Gala, die Presse wollte mehr über das Wunderkind wissen. Als ihre Familie das Haus der Großeltern aufräumen ließ, fand Weyer alte Kleider, die sie sofort in neuen Schick verwandelte. Ein Zeichen für kreatives Verlangen und Spontanität. Der Markt für exklusive Abendmode ist in Deutschland jedoch klein, was die Designerin dazu brachte den Sprung nach Übersee, in die Modemetropole New York, zu wagen. Ihre Kleider sind immer wieder Hommage an die Natur. Viele Blumenprints und Applikationen lassen auf ihr enges Verhältnis zur Natürlichkeit schließen.

Die Kollektion für Frühjahr/Sommer 2013 ist von der osmanischen Kultur geprägt. Moderne Schnitte paaren sich mit traditionellen Elementen und schaffen einen Kontrast. Die Looks sind variationsreich und lassen keine Langeweile aufkommen. Zwar bildet die Farbe weiß „eine Art Thema in Variationen und schafft somit immer wieder Leerstellen“, aber auch andere Farben schaffen Bewegung. Da sich Weyer für ihre neue Kollektion von der Weltstadt Istanbul inspirieren ließ, kommt Türkis besonders zu Geltung. Die Schnitte sind weiblich bis verspielt und darüber hinaus besonders elegant. Oft wurde davon berichtet, ihre Abendkleider seien besonders opulent, dies lässt sich von der neuen Kollektion nicht zwangsläufig sagen. Zwar sind die Kleider lang, bestechen aber durch eine gewisse traditionelle Linie. Die Farbe Gelb spielt eine ebenso wichtige Rolle in ihrer neuen Kollektion wie Türkis. Egal ob lang und ausladend oder eng und  kurvenbetont, das Gelb der Kleider macht jetzt schon besonders viel Lust auf die wärmeren Monate des Jahres. Im Sommer 2012 zeigte die Kollektion von Frida Weyer einen signifikanten Schnitt zwischen langen verspielten Kleidern und kurzen Stretch-Jersey Kleidern. Dazu kam Weyer auf eine fabelhafte Idee. Eigens für diese Kollektion hatte die Designerin Prints entwickelt. Vielfarbig und doch absolut harmonisch in der Zusammenstellung, verband sie klassische Einflüsse mit Jugendlichkeit. Die dünnen Träger der Kleider, manchmal sogar Spaghettiträger, wirken verführerisch und schmeicheln schmalen Schultern. Die Ready-to-Wear Stücke  unterstreichen so die besonders weiblichen Teile des Körpers.

In der Kollektion für Frühjahr/ Sommer 2011 sah das etwas anders aus. Hier verwendete Frida Weyer zarte Grautöne – die Femininität blieb erhalten. Indessen nutzte sie bereits die fließenden Stoffe, für deren Verarbeitung sie internationales Lob einheimste. Und auch hier findet sich bereits das Thema Natur. So verwendete sie große Blumen auf ihren kurzen Seidenkleidern für den Sommer, die auch mal im Sixties-Look daher kommen. Interessanter Weise scheint Frida Weyer bei ihren Modeschauen fast komplett auf Accessoires zu verzichten. Man sieht keine Ketten, dafür gelegentlich eine Handtasche. Natürlich hat auch das System und ist nicht der Vergesslichkeit geschuldet. In den warmen Tagen des Jahres muss Frau nicht viel auftragen, weil sie umso mehr von ihrem Körper zeigen darf. Schöne Dekolletées und wunderbar lange Hälse sind das Zeichen von Frühling und Sommer.

Fakt ist, dass Frida Weyer ihren weltweiten Ruhm als Shootingstar der Modelwelt absolut verdient hat. Wer auf solch kontinuierliche Weise auf den Laufstegen dieser Welt überzeugt, der hat die Anerkennung zurecht verdient. Wir dürfen uns also schon auf Frida Weyers nächste Kollektionen freuen. Denn ob opulent oder nicht, ihre Kleider versprühen weiblichen Charme und ein große Maß an Esprit. Seien wir also gespannt auf die nächsten Jahre.

Die Kleider der Marke Alexander McQueen 2013 – edgy und metallisch

Am 11. Feburar 2010 trug die Modewelt durchgängig schwarz. Der Modeschöpfer Alexander McQueen hatte sich in seinem Haus in London das Leben genommen. Alexander McQueen hatte sich bis dahin einen großen Namen gemacht, seinen Ruhm hart erarbeitet und vor allem in England so einige modische Konventionen über den Haufen geworfen. Der Mann, der sich aus einer Arbeiterfamilie an die Weltspitze arbeitet, fing schon jung an zu designen. Er schneiderte Kleider für seine drei älteren Schwestern und lernte schließlich das professionelle Schneider-Handwerk beim legendären Herrenschneider Savile Row. Seine gleichnamige Marke Alexander McQueen gründete er im Jahre 1993. Die vom Punk inspirierten Kleider, die bei Modeschauen schon mal von Blut verschmierten Models getragen wurden, erregten heftigen Anstoß. Modejournalisten feierten Alexander McQueens Kollektionen auch dann, wenn er ihnen nach der Schau den nackten Hintern zeigte.

Um sich weiter zu entwickeln, übernahm McQueen den Posten des Chef-Designers für Dior, Givenchy und arbeitet später für Gucci. Alexander McQueen, er seiner eigenen Marke zeitlebens als Creative Director erhalten blieb, gründete 2005 die neue Linie Mqund und kooperierte darüber hinaus mit Firmen wie Puma und dem Taschen- und Kofferhersteller Samsonite. Gerade wegen dieser Umtriebigkeit, riss der Tod von Alexander McQueen so große Löcher in die Herzen der Modewelt. Doch der Tod ist für die Marke nicht das Ende, es ist nur der Anfang von etwas Neuem. Der Kreislauf des Lebens macht vor Designern nicht Halt, auch wenn der Schmerz des Verlustes so unsinnig erscheint. Wir werden nie wieder von Alexander McQueens provozierenden Totenkopf-Prints und Muster sehen und durch seinen Tod wird der Welt tatsächlich punkige Eleganz verloren gegangen sein.

Allerdings hat das Label Alexander McQueen, welches sein Erschaffer zuletzt anteilig verkaufte, großartigen kreativen Beistand gefunden. Seit Februar 2012 hat Designerin Sarah Button das Ruder der Marke übernommen. Viele werden die Designerin durch ihre renommierten Preise kennen. 2011 erhielt sie sowohl den Quintessentially Excellence Award – The Walpole Award for British Luxury Design Talent – als auch Harper’s Bazaar Women of the Year Award (UK). Außerdem wurde sie bei den „Designer of the Year Award“ der British Fashion Awards ausgezeichnet. 2012 legte sie dann weiter nach, sie erhielt den „International Designer of the Year Award“ und wurde von der Zeitschrift Elle UK zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt gezählt. Bereits 2010 hatte sie die Damenkollektion für Alexander McQueen gestaltet. Wohl am berühmtesten machte sie aber ihr Alexander McQueen Brautkleid für Kate Middelton und das Hochzeitsdress für deren Schwester Pippa Middelton – beide wurden anlässlich des Royal Wedding von Burton eingekleidet.

Aber nun einen Blick in die Kollektion der Alexander McQueen Resort Collection. Natürlich war Burton hier federführend. Selber sagt sie über die Kollektion: I wanted to bring everything back to the body, Burton meint damit hohe Taillen, „verlängerte“ Beine und erhöhte Schultern. Die Kleider stehen damit an der Grenze zum Männlichen. Die Stoffe sind glatt und glänzend und nach eigenen Angaben vom Art Deco inspiriert. Sie schocken durch metallischen, ja beinahe industriellen Charakter. Die schwarzen Stücke der Kollektion zeigen mehr an weiblicher Eleganz, sind aber dennoch edgy. Andere Teile erinnern an die Sixties, vor allem durch Prints und Muster. Die Kleider mit langen Rockteilen, kommen nicht ganz ohne Accessoires aus.

Besonders breite, metallische Gürtel im Silber- oder Goldlook setzen die Taille schimmernd in Szene. Taillierte Kleider im klassischen Schwarz-Gold sollten mit passender Clutch getragen werden. Auch zu ihnen passen Gürtel, allen voran Kettengürtel, die weniger breit sind. Das Label  Alexander McQueen ist auf einem tollen Weg – auch ohne seinen mächtigen Vater. Sarah Burton wandert mit der  Alexander McQueen Resort Collection auf den rebellischen Wegen des Label-Gründers, erweitert es aber durch einige elegante Elemente, die historisch inspiriert sind. Alexander McQueen würde sich über diese Kollektion freuen und dies sollte uns alle glücklich machen.

Perret Schaad – zwei Newcomer starten durch

Unzählige junge Modedesigner schließen jedes Jahr ihr Studium an den Modeschulen ab – leider schaffen es nur wenige, danach durchzustarten und kommerziell erfolgreich zu sein. Die Konkurrenz ist einfach so groß, der Markt nicht immer gut und nicht alle Ideen stechen so signifikant aus der Masse. Das Designerinnen-Duo Perret Schaad gehört zu den jungen kreativen Menschen, die sich glücklich schätzen können, denn sie haben es geschafft mit ihrer Mode für Aufsehen zu sorgen.

Tutia Schaad, 1982 in Vietnam geboren, und Johanna Perret, die am Starnberger See aufwuchs, durchliefen eine für Designerinnen klassische Ausbildung. Beide studierten an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, diplomierten und absolvierten Praktika bei namhaften Modehäusern. Noch 2010 konnten die Freundinnen nicht von der Mode allein leben und mussten Nebenjobs bei Boutiquen annehmen, um sich über Wasser halten zu können. Ein Schicksal, dass sie mit so vielen jungen Designern teilten. 2012 sieht dies schon etwas anders aus. Mittlerweile produzierten die beiden in Kooperation mit dem Modeshaus Goertz ihre eigene Schuhlinie, die ab Frühjahr 2012 in den Stores von Goertz zu haben war. Diese Kollektion schätzen die beiden als „mondän und tragbar, natürlich und durchdacht, zeitlos und cool“ ein. Die Schuhe sollen darüber hinaus vielseitig und kombinierbar sein. Aber erst durch IMG, die International Management Agentur, wurde möglich, was heute da ist. Die Firma wurde auf die Designs der beiden aufmerksam und unterstütze deren Entwicklung.

Schon seit zwei Jahren ist das junge kreative Team jetzt auf der Berlin Fashion Week aktiv und überzeugten mit ihrem avantgardistischen Stil und dem Spiel mit Gegensätzen. Vor allem sticht eines besonders heraus: die schlichte Eleganz. Tutia Schaad und Johanna Perret arbeiten mit Baumwolle, Seide, Plastik – alles ist bei den beiden kombinierbar und wird richtig in Szene gesetzt. Tutia Schaad und Johanna Perret zeigen uns in der Kollektion für Herbst/Winter 2013 sehr lockere, einfach aber stilvolle Kleider. Nicht umsonst wurde den beiden nachgesagt, sie würden auf den Spuren der berühmten Designerin Jil Sanders wandeln. Ob die beiden dies tatsächlich mit Vorsatz so inszenieren, ist unwahrscheinlich – so individuell die Mode doch ist. Etwas jugendliches haftet der Kollektion an, was sicherlich auch am Alter der beiden Designerinnen liegen kann. Kurze Seidenkleider sind diese Saison genauso Teil ihrer Kollektion wie transparente Blusen und etwas weitere Hosen.

Auch Lederrock und Seidenbluse spielen dieses Jahr eine Rolle. Die leicht transparenten Oberteile sind dieses Jahr sowieso der Renner. Viele Designer der angesagten und traditionellen Häuser, wie Gucci, setzen in diesem Winter darauf. Die legeren Strickjacken von Tutia Schaad und Johanna Perret haben eine ausgefallene Kragenform und sind in Kombination mit Hose und Stiefel zeitlos. Generell wirkt die Mode der beiden so, als könnte man sie direkt überwerfen: Jung, spontan, wenig flippig, dafür aber elegant. Farblich blieben Tutia Schaad und Johanna Perret den Herbst/Winter Kollektionen von 2011/12 und 2010/11 treu: Grautöne, Blautöne und Grün geben hier den Ton an. Das passt nicht nur in die Jahreszeit, sondern auch zu fast jeder Veranstaltung. Accessoires werden interessanterweise nur dezent eingearbeitet. Braune Stiefelletten zum höher geschnittenen Rock passen super und sind ein echter Eyecatcher. Die schwarzen Absatzschuhe mit T-Riemen zur etwas weiteren Hose kommen da nicht so recht zur Geltung. Zur blauen Strickjacke und dem seidenen Rock, haben sich die beiden allerdings wieder etwas einfallen lassen. Der lange, graue, wuschelige Schal, kontrastiert das Outfit und sorgt für Aufsehen.

Die neuen Kollektion von Tutia Schaad und Johanna Perret ist hervorragend durchdacht und sehr gelungen. Statt auf viele Effekte zu setzen, überzeugt ihre Mode durch solides Handwerk. Die beiden dürfen wirklich stolz auf sich sein und man wünscht ihnen, dass sie noch lange so erfolgreich und kreativ zusammenarbeiten.

Welches Kleid passt zum Besuch auf dem Weihnachtsmarkt?

Last Christmas dadiddada….Oh ja es ist wieder Zeit für dieses Lied. Für den einen schrecklich bis zum Kopfschmerz, für den anderen zu Weihnachten so unverzichtbar wie die Würze in der Suppe. Genau so sieht es mit dem Bild der Städte zur festlichen Zeit aus. Der eine mag den Zauber von Glühweingeruch und gerösteten Mandeln, der andere fiebert dem Frühjahr entgegen und hasst die überfüllten Innenstädte und Marktstände in den Städten. Wie man es nun hält, ob man den ganzen Winter rum grummeln möchte oder sich doch mal breitschlagen lässt, in die Winter-Wunderlandschaft aufzubrechen: Wenn man den Weihnachtsmarkt besucht, sollte Frau modisch aus der Masse herausstechen. Allen voran sind es diesen Winter natürlich wieder die Strickkleider, die den Ton angeben. Mal unifarben und super kurz geschnitten, passt eine enge Überjacke zum Kleid, die sicher niemanden frieren lässt.

Sportliche Westen, die offen über dem Kleid getragen werden, bilden einen stylischen Kontrast. Kurze Mäntel und Felljacken, die natürlich nicht unbedingt echt sein müssen, machen den kalten Winter um einiges heißer. Nicht ganz so sexy aber nicht weniger aufregend, liefern uns in diesem Jahr verrückt-bunte Strickkleider einen Einblick darin, dass der Winter auch farbig und flippig sein darf. Die Firma Guess verwöhnt die Freunde der Strickkleider mit besonders klassischen Stücken, die wirklich ganz ganz warm halten. Sie besitzen einen Schalkragen und die Ärmel schließen mit Rippstick ab. Grobstrick sollte jeder Frau angeraten sein, die schnell fröstelt. Strickkleider sind der Vielseitigkeitschampion. Sie passen zu jedem aktuellen Trend und sind in Herbst und Winter vor allem in Rot, Grün und Braun der Hit. Die Strumpfhosen, die man im Winter selbstverständlich unter die Kleider ziehen sollte, lassen sich mit der Farbe und den Mustern der Strickkleider kombinieren und bewahren dich davor, beim plötzlichen Schneefall allzu kalt erwischt zu werden. Auch verspielte Elemente, wie kleine Schleifchen oder Anstecker mit weihnachtlichen Logos und Symbolen peppen jedes Outfit auf. Auf dem Weihnachtsmarkt sind die Farben rot oder grün natürlich absoluter Standard. Einige Fans des Weihnachtsfestes treiben es sogar so weit, die Strickkleider im Weihnachtsmann–Look (rot-weiß) zu tragen. Das ist aber wirklich nur etwas für absolute Fanatiker und hat weniger mit modischem Auftreten zu tun. Irgendwie passt dieser Look zu Weihnachten, aber ist das Mode? – Na ja.

Zum Strickkleid gehören natürlich noch die passenden Accessoires. Unbedingt dabei sein muss der lange, mollige Schal, der doppelt gewickelt wird und dann etwas weiter aushängt. Auch die Mütze im Strickstil darf nicht fehlen – sie rundet das Outfit ab. Wer auf dem Weihnachtsmarkt kleine Geschenke kaufen möchte oder noch etwas Weihnachtliches um den Charme des Fests im eigenen Heim zu erhöhen, der sollte die richtige Tasche tragen. Natürlich sollte sie mit dem Kleid harmonieren. Was könnte also besser passen, als der individuelle Look von Taschen aus Strick. Mit Lederhenkeln und großem Fach, lässt sich damit so einiges an kleinen Aufmerksamkeiten nach Hause transportieren. Das Schuhwerk will in der kalten Jahreszeit richtig gewählt sein. Nichts ist schlimmer als auf dem Weihnachtsmarkt zu stehen und kalten Füße zu bekommen. Es eignen sich Stiefeletten also wesentlich besser für den Bummelgang als Pumps.

Wer dann doch nicht ganz auf Absätze verzichten mag, der nutze einfach Winterstiefel mit langem Schaft und etwas breiteren Absätzen. Dicke Boots sind für den Weihnachtsmarkt außerdem ideal. Strickkleid, dicke Strumpfhose und Boots bewahren dich davor zu unterkühlen, was beim längeren Stehen am Glühweinstand jedem einmal passieren kann. Wer ein paar der obigen Gedanken in seine Überlegungen zum Rundgang auf dem Weihahtsmarkt mit einbezieht, der sollte nicht auf die Nase fallen. Die Frau, die dem Weihnachtstrubel entgehen will und lieber in der warmen Wohnung bleibt, hat es natürlich leichter – aber sie kann auch keine ausgefallenen Winterkleider vorzeigen.

Gucci-Kleider für Herbst/Winter 2012/13

Das Modehaus Gucci ist eines der traditionellsten Labels Italiens. 1921 wurde es von seinem Gründer Guccio Gucci ins Leben gerufen und hat wie so viele andere Labels – beispielsweise Louis Vuitton und Hermes – keine Wurzeln im Damen Prêt-à-Portes. Guccio Gucci begann seine Karriere wie Thierry Hermes als Sattler und Zeugmacher. Gucci kam durch seine Waren, die sich vor allem an Reitsportler verkauften, in Verbindung mit wohl situierten Menschen der gehobenen italienischen Gesellschaft. Seine Taschen und Koffer fanden als Reisegepäck reißenden Absatz. Heute ist Gucci ein Global Player im Modegeschäfft. Aber  erst sehr spät, im Jahre 1978, bereitete Gucci eine Damenmode Kollektion vor. Diese fand sofort viele Kunden und großes Lob in der gesamten Modewelt. Das Modehaus hatte stetig versucht, sich zu verbessern. Dies gelang insbesondere durch die Verpflichtung einiger namenhafter Designer. So kam Tom Ford 1994 in das Traditionsunternehmen und blieb ganze neun Jahre als Chefdesigner. Später beerbte Alessandra Fachinetti Tom Ford, bis schließlich 2006 Frida Giannini in das Unternehmen kam. Die Tochter eines Architekten und einer Kunsthistorikerin sagt selbst über sich, dass ihr Aufwachsen einen Einfluss darauf hatte, wie geschult ihr Auge heute für die schönen Dinge des Lebens ist. Das Handwerkszeug erlernte sie in London, Florenz und Rom. Und natürlich durch einen: Tom Ford. Aber aus dessen Schatten ist sie bei Gucci längst herausgetreten. Das beweisen Preise wie der „International Designer of the Year“- Award des japanischen Fashion Editors Club.

Die Herbst/Winter Kollektion 2012, die während der Mailänder Fashion Week präsentiert wurde, ist dunkel und elegant geworden, hat aber auch kühle, distanziert wirkende Elemente. Die Kleider sind mal aus schweren, mal aus leichten Stoffen gefertigt. Samt kommt genauso ins Spiel, wie locker fallende Seide. Farblich changiert die Kollektion zwischen dunkel und noch etwas dunkler. Dunkles Rot, dunkles Grün, Braun und natürlich Schwarz geben den Ton an. Transparente Rockteile und Oberteile wirken sehr sexy und lassen die Abendkleider nichts an ihrer Eleganz verlieren. Ornamente auf transparenten Kleidteilen wirken klassisch, etwas düster und abgerückt. Die Kleider sind meist sehr feminin geschnitten und verzichten im wesentlichen auf voluminöse Rockteile. Schwarzer Lackschuh ist zu diesem dunklen Outfit unverzichtbar. Auch hohe Schnürstiefel passen perfekt und lassen den Look etwas ins Militärische gehen. Die langen Mäntel unterstreichen diesen Eindruck nochmals.

Für diese Kollektion musste wahrscheinlich der ein oder andere Vogel die Federn lassen. Glänzende Federröcke und Federjacken lockern die Kollektion ein wenig auf. Auch auf den dunklen, transparenten Kleidern, die viel Bein freigeben, ist das Glänzen von Federn ein Augenschmaus. Bis auf Ausnahmen verzichtete Gucci bei der Präsentation seiner Herbst/Winter Kollektion auf Taschen. Persönlich mag man dies schade finden, denn oft würde die Tasche, den doch sehr strengen Look etwas weniger „aggressiv“ wirken lassen. Dunkle Hose, mit Ornamenten verzierte Taschen, Stiefel mit hohem Schaft und kurzer Lederjacke, die einem abgeschnittenen Militärmantel ähnelt, fallen in dieser Kollektion am ehesten in die Kategorie ready-to-wear. Persönlich hat mich diese Kollektion von Gucci wirklich etwas geschockt. Die Models haben etwas Vampirhaftes an sich, etwas Kühles und Angst einflößendes. Nicht das dies etwas daran ändert, das Gucci eine hervorragende Kollektion gemacht hat. Die Kleider zeigen wirkliche kreative Gesinnung, die Stoffe sind klug gewählt und am Ende ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Einige werden wieder beklagen, dass zu viele Tiere für diese Kollektion ihr Leben gelassen haben, was sicherlich eine Angelegenheit der individuellen Einstellung ist.

Ich hätte mir vielleicht ein klein wenig mehr an Farben und Freude gewünscht. Auch dies ist Geschmackssache, am oberen Ende der Eleganz-Skala ist Gucci mit der Herbst/Winter Kollektion 2012 trotzdem angekommen.

Kleider im HipHop – Von der Bronx in den Schrank – oder wahnsinnig vielseitig?

Ja gibt es das denn? Naturgemäß war der HipHop eine Männerdomäne. Heutzutage ist HipHop Teil der Popkultur und einer der bestimmenden Musikstile in verschiedensten Ländern. Früher einmal kannte er nur eine Sprache: Englisch. Derzeit finden wir das Genre in allen Sprachen und in so vielen Stilen, das es nicht immer einfach ist, überhaupt noch den qualitativen Unterschied zu machen. Enstanden ist der Hiphop aus einer Mischung von RnB und Soulmusik, in den Achtzigern waren es HipHop-Adepten wie KRS-One und Africa Bambata, die dem HipHop als Jugendkultur in den USA zum Durchbruch verhalfen. Weltweit wurde das Genre durch Rapper wie Tupac Shakur, Notorious BIG, Nas und Jay-Z bekannt. Die „Hopper“, die in den Ghettos zuhause waren, machten auch den modischen Hiphop Style zur tragfähigen Mode.

Bei Männern waren es insbesondere Baggy-Pants und Sneaker, dazu Daunenjacken und lange T-Shirts und Hemden, die den Look ausmachten. Auch das weibliche Geschlecht, das anfänglich nur schmückendes Beiwerk der Kultur war, etablierte sich in den vorigen Jahrzehnten immer intensiver als wichtiger Teil der Jugendkultur. Ihr Look ähnelte dem der Corner Boys hatte aber natürlich weiblichere Elemente wie enge Jeans und Tops im Repertoire. Um die Geschichte des Kleides in der Hiphop Kultur zu erforschen, müssen wir etwas weiter ausholen. Rapperinnen wie Estelle und Lauran Hill wendeten sich, entgegen der vielleicht mächtigsten Rapperin im Show-Business, Missy Elliot, vom Stil der Straße ab und zelebrierten das Tragen von weiblicheren Kleidungsstücken. Nicht nur wurde die Mode enger und figurbetonter auch die Eleganz hob sich. Ein gutes Beispiel dafür ist Estelles Video „American boy“ (mit Kanye West), in dem sie Gerüchten zu Folge ein Kleid von Amazon trägt. Das Label ist dabei nicht so relevant wie der Fakt, dass ein solches Kleid von einer Rapperin getragen wird.

Das Hip Hop-Kleid kann sich also ganz oben an der Highfashion-Treppe ansiedeln, aber auch viel geerdeter sein. Jedenfalls ist es feminin und unterstützt die weiblichen Kurven in besonderem Maße. So wichtig die musischen Einflüsse früherer Generationen auf die Entwicklung des HipHop als musikalisches Genre waren, so wichtig ist der kulturelle Background der afroamerikanischen Kultur für die Entwicklung des Kleides. Funk und Soul halfen der Musik auf die Sprünge, der modischen Entwicklung kamen besonders die Styles der Sechziger und Siebziger zu Gute. Soul-Legenden wie Aretha Franklin trugen lange und bunte Kleider, die glänzten und manchmal dezent mit Pailletten bestückt waren. Die verschlungenen Prints, die an der Taille enden, kommen auch heute wieder super bei jungen, modebewussten Frauen an und machen jeden Sommer noch heißer. Nicht zu vernachlässigen ist die Herkunft der Black-Musik-Idole, die der Mode ihren Stempel aufdrückten. Die vielfarbigen kreolischen Kleider und das Aussehen von amerikanischen Stammesgewändern drückte der Mode ihren Stempel auf.

Aber HipHop ist heute vor allem eines: Sexy. Für den Gang in den Club ist das „Kleine Schwarze“ angesagter Renner. Dazu trägt die stylische Hopperin  hohe Schuhe. Die Kleiderwahl muss sich demnach in Richtung Mehrheitsgesellschaft entwickelt haben. Accessoires zu den Kleidern sind dünne goldene Ketten. Diese können gern super „bling bling“ sein. Falsche Steine oder unechtes Gold, das zählt im Club nicht viel. Es geht um den Spaß und das Dekolletée. Zum kurzen Kleid passt die Lieblingsclutch und drüber gern eine kurze Daunenjacke, die unterhalb der Hüfte abschließt. Aber Achtung: Die Jacke sollte nicht zu kurz sein, sonst sieht man schnell mal aus, als wäre man gerade mit Ronald Amundsen von einer Südpol-Expedition gekommen. Wie es auch sein mag. So etwas wie DAS EINE Hiphop-Kleid gibt es nicht. Es gibt Einflüsse und Subgenres, genau wie in der Musik. Doch dies darf uns freuen, denn so kann Frau ganz im HipHop-Style im Club sexy ihre Hüften schwingen, aber auch gediegen bei der Sommerparty chillen.

Lagerfeld Kleider 2013 – Haute Couture vom feinsten

Lagerfeld ist eine Legende. Seit mehreren Jahrzehnten macht der Alterlose Haute Couture und Prêt-à-porter.

Seine Kollektionen für Chanel sind zeitlose Klassiker, bewegen die Modewelt aber jedes Jahr aufs neue, wenn König Karl zu Schau ruft. Zum Schaulauf kamen natürlich wieder die großen Stars verschiedener Profession: Schauspielerin Tilda Swinton, Sängerin Vanessa Paradies und die Legende des Modejournalismus Andre Leon Talley.

Es war abzusehen, dass die Location der Chanel Cruise Collection einen exklusiven Standort bekommen würde, mit dem Schloss Versailles hätten die Gäste des Tages aber dann vielleicht doch nicht gerechnet.

Man mag sich das nur einmal auf der Zunge zergehen lassen: eine Lagerfeld Modenschau in den Gärten Versailles, eingerichtet zwischen wundervoll gezüchteten Pflanzen und eindrucksvollen Springbrunnen – einfach himmlisch. Es lässt sich also mutmaßen, dass das höfische Leben Thema der neuen Chanel-Show gewesen sein wird. Aber was gab es zu sehen? Vor allem helle Töne, pastellblau und weiß dominieren die Kleider. Spielereien stehen im Fokus: Blumenapplikationen und Spitzenrüsche, die perfekt an den Hof passt.  Seide, Schleifen und hauchdünne Stoffe verführen dazu, sich in eine längst vergangene Welt zu Träumen.

Bei der Länge der Kleider scheint Lagerfeld variabel gearbeitet zu haben; mal fast so kurz wie ein Mini, mal lang bis zu den Knöcheln.

Die Rockteile der Kleider waren wieder einmal ausladend und detailreich. Auch Tüll und transparent Dekolletées durften nicht fehlen.

Sehr interessant war die Idee, die Models mit Kurzhaarperücken laufen zu lassen. Dieser Schnitt passt natürlich gar nicht in die Zeit. Der Rokoko war für seine hohen, ausladenden Frisurformen bekannt. Lagerfeld hat damit natürlich nicht einfach einen Fehler gemacht, sondern in völliger Absicht gehandelt. Er wollte einen Widerspruch erzeugen. Pink gefärbte Kurzhaarperücken in Versailles und dazu Kleider mit farbigen Applikationen? Das ist ganz klar Rebellion!

Doch Lagerfeld wäre nicht Lagerfeld, wenn er es bei einem kleinen Seitenhieb belassen hätte. Bei der Schuhwahl schlägt er nach. Wahrscheinlich hätten sich in Versailles alle den typischen Rokoko-Schuh vorgestellt, einer mit einfacher Schnürung, der über dem Knöchel abschließt. Nichts da! Lagerfeld lässt seine Models Turnschuhe tragen. Mal schwarz-weiß, mal gold-weiß oder doch einfarbig, die Schuhe bilden einen Kontrast zum Kleid. Interessant zu sehen war, dass Lagerfeld – genau wie Prada für den Herbst/Winter 2012/2013 – auf hohe Absätze und dicke Sohlen besteht. Ein weiterer Kontrast, der den Blick zwischen kurzem Kleid und Fuß wandern lässt. Bei auffälligen Kleidern eines solchen Kalibers, gespickt mit Raffinesse und widersprüchlichen Kompositionen, stellt man die Frage, welche Bedeutung die Accessoires einnehmen. Antwort: Sie sind sehr präsent aber bleiben unaufdringlich. Lagerfeld setzt auf goldene Schleifchen, breite Halsbänder, die ebenfalls golden und detailreich verschlungen sind. Wenn Hüte zum Kleid auftauchen, so sind sie extrem groß, manch einer auch bunt gefärbt. Die Handtasche muss bei der diesjährigen Chanel Cruise Collection absolut zum Kleid passen. Muster der Kleider lassen sich auf den Handtaschen wiederfinden und bilden dadurch einen abgeschlossenen Look, der dennoch provoziert. Die Größen der Taschen fallen nicht überdimensioniert aus und passen immer. Lagerfeld wäre nicht der humorvolle Alleskönner, der er ist, wenn er seinem Publikum nicht auch noch ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hätte. Manch einer wird gedacht haben, der sexy Gärtner des Schloss Versailles wäre gerade von der Arbeit gekommen, als ein junges, dunkel gekleidetes Model ohne Hemdärmel, hochgekrempelten Hosen und Gießkanne über den von Springbrunnen umsprudelten Catwalk lief. Ja richtig: Gießkanne. Lagerfeld hatte diese mit Leder abgesteppt  und den Aufsatz vergoldet.

Gerade diese Spielchen lassen eine Lagerfeld Modenschau zum echten Highlight werden und nehmen der Highfashion etwas von ihrer elitären Note. Wer also bis zum oberen Ende der Modeleiter klettern will, der sollte es mal mit Punk-Rokoko versuchen.

Marios Schwab Kleider – voller Transparenz und Eleganz

„Stilvoll gekleidet ist man erst, wenn man sich selbst kennt.“ (Marios Schwab)
Marios Schwab ist einer dieser „Newcomer“, die doch schon festen Fuß in der Modewelt gefasst haben. Jedes Jahr verlassen tausende Absolventen die Modeschulen dieser Erde und nicht viele schaffen den Durchbruch. Marios Schwab aber hat es geschafft. Wie die renommierte Durchstarterin Frida Weyer, studierte auch Marios Schwab an der  Berliner Modeschule „Esmode“. Und wie Frida Weyer räumte Marios Schwab so manch hochdotierten Nachwuchspreis ab. Darunter fallen der „Best New Designer Award“ während der British Fashion Awards und der „Swiss Textile Award“, einer der angesehenstens Preise für Nachwuchsdesigner.

Nach dem Studium in Berlin zog es ihn nach London, um am „Central Saint Martins College“ sein Handwerk weiter zu präzisieren.  Auch sein Label gründete er in London im Jahre 2005. In London hatte Schwab auf Anhieb Erfolg. Die Kette TopShop wurde auf Schwab aufmerksam und es entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Designer und Label. Den Sprung über den großen Teich schaffte Marios Schwab im Jahre 2009 als er zum Creative Direktor der anspruchsvollen amerikansichen Marke Halston wurde. Marios Schwab lebt zwischen verschiedenen Welten. Als gebürtiger Athener, mit österreichischem Familienhintergrund, ist der Vierunddreißigjährige von unterschiedlichen kulturellen Einflüssen geprägt. Bekannt sind seine Kollektionen für ihre klaren Linien. Die Kollektion für Herbst/Winter 2012 ist sehr klassisch. Die Kleider, die teils an den Charme der Zwanziger und Dreißiger Jahre erinnern, bestehen aus  feinsten Stoffen. Da Schwab viele Accessoires selbst entwickelt, vornehmlich Schuhe und Hüte, dürfen diese in der neuen Kollektion nicht fehlen.

Für die Hüte verwendet Schwab Formen, die ebenfalls an die Zwanziger Jahre erinnern. Da es Winter ist, tragen Schwabs Models natürlich Winterhandschuhe auf dem Catwalk, es soll ja niemand frieren. Die Handschuhe sind vornehmlich aus schwarzem Leder und harmonieren mit dunklen Kleidern, aufgehübscht mit schwarzen Lederapplikationen. Zwar dominieren bei Schwab, wohl der Jahrezeit geschuldet, die dunklen Farbtöne: Braun, Schwarz, Dunkelgrün und Grau, ganz im Kontrast dazu finden sich aber auch Kleider im hellen Beige. Marios Schwab changiert bei seinen neuen Schöpfungen zwischen dicken Stoffen und ganz im Gegensatz dazu, dünnen Kleidern aus Spitze und Seide. Marios Schwab zeigt durchaus verspielte Elemente. Die Kleider besitzen transparente Oberteile und mit Pailletten besetzte Rockteile. Das alles wirkt sehr jung, sehr aufreizend und äußerst auffallend. Gestickte Details auf den Oberteilen verleihen den Kleidern besonderen Esprit. Auch

Marios Schwabs Abendkleider setzen dieser Jahr auf Transparenz. Teure, hauchdünne, bestickte Seide lässt den Körper ihrer Trägerin durchscheinen. Der Designer Schwab beweist uns unglaubliche Eleganz im Spektrum der Highfashion, die sich manchmal mit dem Eindruck beißt, das ein oder andere Kleid wäre ready-to-wear. Aber das kann natürlich sein. Schwabs Kollektionen aus den Jahren 2007 war eine Ready-to-wear-Kollektion in Kooperation mit Tom Galant. Schwab kann schon heute viele berühmte und weltweit bewunderte Schauspielerinnen und Stars anderer Profession zu seinen Kunden zählen. Kylie Minogue, Viktoria Beckham, Cate Blanchett, Chloe Sevigny, Clemence Poesy und Kate Moss, Emma Watson, Hillary Duff oder Thandie Newton sind schon jetzt süchtig nach seinen Kleidern. Schwab selber sagt über das Geschäft mit dem Modemachen: Personally, i like the risk of creating something and making it successful. This is what a creator should be (…).

Und genau das hat Marios Schwab geschafft, er hat sich selber erfunden, Mut zu neuen modischen Experimenten gezeigt und ist damit extrem erfolgreich gefahren. Mode muss provozieren und dies kann man mit Gewissheit von Schwabs Kollektionen behaupten. Schwab, der sich einmal als Kontroll-Freak bezeichnet hat, fährt mit dieser Einstellung zum Leben und der Mode sehr gut. Wir dürfen also schon auf die nächsten Jahre gespannt sein.